Was ist Feminismus? Ein umfassender Blick auf ein oft missverstandenes Thema

Ich bin Feministin und sage das auch

Das führt zu unterschiedlichen Reaktionen. Viele Menschen sind mit dem Begriff vertraut. Sehr viele aber auch nicht und sehen in mir dann die behaarte Emanze, die am liebsten alle Männer vernichten möchte. Da fühle ich mich dann eindeutig nicht richtig eingeordnet – Überraschung.

Feminismus – ein Wort, das viele Emotionen hervorruft und oft unterschiedlich interpretiert wird. Für einige steht es für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit, für andere ist es ein kontroverses Konzept, das mit Vorurteilen behaftet ist. Doch was bedeutet Feminismus wirklich? Woher kommt er, was ist er nicht, und warum ist feministisches Coaching ein entscheidender Schritt zur individuellen und kollektiven Selbstermächtigung? Tauchen wir ein. Ich glaube, wir sollten darüber reden – oder zumindest lesen.

 

Die Entstehungsgeschichte des Feminismus

Feminismus als soziale und politische Bewegung hat eine lange und vielfältige Geschichte. Seine Ursprünge lassen sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, als Frauen begannen, ihre Rechte einzufordern. Eine der ersten dokumentierten feministischen Schriften ist Mary Wollstonecrafts „A Vindication of the Rights of Woman“ von 1792. Wollstonecraft plädierte für Bildung und Gleichheit, Themen, die bis heute Kernanliegen des Feminismus sind.

Im 19. Jahrhundert gewannen die Suffragetten-Bewegungen in Europa und den USA an Bedeutung. Sie kämpften für das Frauenwahlrecht – ein Recht, das heute selbstverständlich erscheint, aber damals eine revolutionäre Forderung war. Der Erfolg der ersten feministischen Welle legte den Grundstein für weitere Kämpfe um Gleichberechtigung, darunter das Recht auf Bildung, Arbeit und Selbstbestimmung.

Die zweite Welle des Feminismus in den 1960er- und 70er-Jahren konzentrierte sich auf soziale und kulturelle Themen wie sexuelle Freiheit, reproduktive Rechte und die Anerkennung von Hausarbeit als Arbeit. Diese Phase brachte bahnbrechende Errungenschaften wie das Recht auf Abtreibung in vielen Ländern und die Verankerung des Gleichstellungsgrundsatzes in rechtlichen Systemen. Über viele dieser Themen diskutieren wir bis heute. Siehe §218 und Unpaid Care Work.

Die dritte und vierte Welle des Feminismus – beginnend in den 1990er-Jahren bis heute – sind von Intersektionalität geprägt. Feminismus ist nicht mehr nur eine Bewegung für Frauen, sondern ein Kampf für alle marginalisierten Gruppen. Themen wie Rassismus, LGBTQIA+-Rechte, Klassismus und Umweltschutz sind in den Fokus gerückt.

 

Was Feminismus nicht ist

Feminismus wird häufig missverstanden. Einige verbreitete Mythen möchte ich hier klarstellen:

  1. Feminismus ist nicht „Männerhass“ Feminismus strebt nicht an, Männer zu entmachten oder zu diskriminieren. Vielmehr geht es darum, ein Gleichgewicht zu schaffen, in dem alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben.
  2. Feminismus ist nicht „nur für Frauen“ Obwohl Frauen im Zentrum vieler feministischer Forderungen stehen, profitieren alle von einer gerechteren Gesellschaft. Feminismus setzt sich für die Aufhebung schädlicher Geschlechterrollen ein, die auch Männer betreffen. Auch Adultismus, also die Herabsetzung von Kindern ist ein wichtiger Bestandteil.
  3. Feminismus ist nicht gleich Matriarchat Das Ziel des Feminismus ist nicht die Umkehrung von Machtstrukturen, sondern deren Auflösung. Im Gegensatz zu einem Matriarchat, das Frauen an die Spitze der Macht setzen würde, fordert Feminismus eine Welt ohne hierarchische Geschlechterverhältnisse.

 

Abgrenzung: Feminismus vs. Matriarchat

Matriarchat ist ein Begriff, der häufig im Kontrast zum Patriarchat diskutiert wird. In matriarchalen Gesellschaften – wie sie in wenigen indigenen Kulturen noch existieren – stehen Frauen im Zentrum sozialer, ökonomischer und kultureller Strukturen. Es handelt sich jedoch nicht um die spiegelbildliche Version des Patriarchats, sondern um Gemeinschaften, die oft auf Gleichheit, Konsens und kollektiven Entscheidungsprozessen basieren.

Feminismus hingegen ist keine Gesellschaftsform, sondern eine Bewegung, die darauf abzielt, bestehende Machtstrukturen zu analysieren und zu verändern. Während das Matriarchat ein alternatives System sein kann, ist Feminismus ein Werkzeug zur Schaffung einer gerechteren Welt.

Unbezahlte Sorgearbeit – das unsichtbare Fundament der Gesellschaft

Ein zentraler Aspekt, den der Feminismus aufzeigt, ist die unbezahlte Sorgearbeit. Dazu gehören Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Haushaltsführung – Aufgaben, die überwiegend von Frauen übernommen werden. Diese Arbeit ist essenziell für das Funktionieren der Gesellschaft, bleibt jedoch oft unsichtbar und wird nicht vergütet.

Das führt zu systematischer Benachteiligung: Frauen, die mehr Sorgearbeit leisten, haben häufig weniger Zeit für berufliche Entwicklung, was wiederum zu geringeren Einkommen und Renten führt. Feminismus fordert, diese Arbeit sichtbar zu machen und gesellschaftlich wie finanziell anzuerkennen. Modelle wie die „Care Revolution“ oder das „Optionszeitenmodell“ bieten Ansätze, um Sorgearbeit gerechter zu verteilen und aufzuwerten.

Interessant ist aber auch hier, dass bei Männern am Ende ihres Lebens am meisten Bedauern dafür ist, dass sie in ihrem Leben nicht mehr Zeit in ihre Beziehungen zu ihren Partner*innen, Kindern, Freunden, Verwandten investiert haben. Denn laut der Harvard Studie (im empfehle hier das Buch „The good life“) sind es sinnstiftende Beziehungen, die unserem Leben am meisten Glück und Zufriedenheit bescheren. Das Patriarchat nimmt also auch den Männern definitiv einen wichtigen Teil ihrer Lebenszufriedenheit, wenn sie sich in traditionelle Rollen begeben.

Warum feministisches Coaching?

In meiner Ausbildung zur zertifizierten feministischen Coachin habe ich gelernt, wie tief patriarchale Strukturen in unser Denken und Handeln eingreifen. Feministisches Coaching bietet die Möglichkeit, diese Muster zu erkennen und aufzulösen.

Feministisches Coaching:

  • Erkennt patriarchale Prägungen: Wie haben gesellschaftliche Erwartungen deine Entscheidungen beeinflusst?
  • Bietet Raum zur Selbstfindung: Welche Werte und Ziele sind wirklich deine eigenen?
  • Stärkt individuelle Ressourcen: Wie kannst du deine Stärken nutzen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen?
  • Schafft einen wertfreien Raum: Jede/r ist gut so wie er/sie ist. Was richtig ist, dass jeder Mensch individuell für sich beurteilen, sofern andere durch das Tun nicht verletzt werden.
  • Schafft Gemeinschaft: Der Austausch mit anderen Frauen/Menschen zeigt, dass du mit deinen Herausforderungen nicht allein bist.

 

Feministisches Coaching ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit in einer Welt, die uns oft glauben macht, wir seien nicht genug. Es bietet Werkzeuge und Perspektiven, um aus der „Käseglocke“ des Patriarchats auszubrechen und das eigene Potenzial voll zu entfalten.

 

Warum Feminismus heute wichtiger denn je ist

Die Welt von heute steht vor enormen Herausforderungen: Klimakrise, soziale Ungleichheit, Digitalisierung – all das erfordert neue Denkansätze. Feminismus bietet Lösungen, die über Geschlechterfragen hinausgehen. Er fordert uns auf, Machtstrukturen zu hinterfragen, Ressourcen gerechter zu verteilen und ein System zu schaffen, das für alle funktioniert.

Wenn wir uns die Fortschritte der letzten Jahrhunderte ansehen, wird deutlich, dass Feminismus kein abgeschlossenes Kapitel ist. Er ist eine dynamische Bewegung, die uns ermutigt, für eine bessere Zukunft zu kämpfen – für uns selbst und für kommende Generationen.

Gerade wenn die Demokratie von Unsicherheiten geprägt ist – wie es aktuell der Fall ist – dann besteht akute Gefahr für feministische Errungenschaften. Selbstbestimmung und Chancengerechtigkeit sind zentrale Eigenschaften einer modernen Gesellschaftsform. Doch genau das gerät in Gefahr, wenn wir Sätze hören wie „Wir tun damit den Frauen auch keinen Gefallen“ wenn es um Parität im zukünftigen Kabinett geht oder von einem traditionellen Familienbild gesprochen wird, das „Vater, Mutter, Kind“ bedeutet.

Ob es Diskussionen sind wie die um den §218 oder Quoten oder die Verteilung von Geldern, die nicht ausreichend in die Zukunft unserer Kinder investiert werden – all das sind feministische Themen, die im Moment brandaktuell sind.

„Wenn wir heute nichts tun, leben wir morgen wie vorgestern“ ist ein vielsagendes Zitat von Annemirl Bauer.

 

Dein Weg zu feministischer Selbstbefreiung

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2025 werde ich einen feministischen Jahreskreis starten, der online stattfindet und Wochenenden anbieten, die live vor Ort stattfinden. Vielleicht ist das die stärkende und nährende Erfahrung, die dir gut tut?

Gemeinsam brechen wir alte Muster auf, stärken deine Stimme und schaffen Raum für dein Leben.

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