825 Milliarden Euro ist der Wert der unbezahlten Care-Arbeit, die pro Jahr in Deutschland geleistet wird.
830 Milliarden Euro ist die komplette Steuereinnahme von Bund und Ländern im Jahr 2023.
War euch diese Dimension bewusst?
Meist übernehmen Frauen diese, denn im Schnitt übernehmen sie doppelt so viel Care-Arbeit wie Männer. Frauen leisten durchschnittlich 4 Stunden und 13 Minuten Sorgearbeit pro Tag.
Wenn wir von Arbeit sprechen, dann meinen wir in der Regel nur die bezahlte Erwerbsarbeit. So erklärt es sich auch, warum Eltern, die Zuhause bei ihren Kindern sind „nichts tun“.
Doch was wäre unsere Gesellschaft, wenn wir beschließen würden, diese Arbeit nicht mehr gratis zu leisten?
Denn ja, Care-Arbeit ist auch Arbeit. Verdammt harte Arbeit sogar. 24/7 ohne Urlaub, ohne Überstundenausgleich, ohne Lohn – leider oft auch ohne Anerkennung, dafür mit voller Verantwortung. Und nein, mit Liebe allein lässt sich das alles nicht stemmen.
Denn wir brauchen Einkommen zum Leben, wir brauchen Rentenpunkte für ein würdevolles Altern. Von Liebe und Care-Arbeit allein können wir beim besten Willen unter den aktuellen Umständen nicht leben.
In unserer Gesellschaftsordnung haben wir uns allerdings so eingerichtet, dass kostenlos erbrachte Care-Arbeit eingerechnet ist. Still und leise, denn im BIP oder anderen Statistiken, die Leistung ausweisen, taucht sie nicht auf.
Doch wir erwarten, dass sie erbracht wird.
Emotional Labour ist wichtig in jedem funktionierenden Team, aber anerkannt wird sie auch dort nicht.
Und seien wir ehrlich – wo wären wir ohne sie?
Entsteht Bindung und Beziehung nicht dadurch, dass wir füreinander da sind und füreinander sorgen?
Ist Fürsorge nicht die Basis unserer Menschlichkeit?
Doch was macht es mit uns, wenn wir uns entscheiden müssen zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit und feststellen, dass wir zum unmittelbaren Überleben eben zunächst den Erwerb brauchen? Dass Fürsorge dann zunehmend zu kurz kommt?
Wer kümmert sich um unsere Kinder, unsere Alten und Kranken, wer pflegt Beziehungen und sorgt für ein Miteinander?
Wir müssen endlich den Wert von Care-Arbeit anerkennen und sie auch fair aufteilen. Mit fairen Arbeitszeitmodellen und echter Gleichberechtigung.
Denn Care-Arbeit kann auch viel geben und stillt menschliche Bedürfnisse.
Gleichzeitig muss Erwerbseinkommen auch fair verteilt werden, denn das sichert unsere individuelle Existenz.
Also lasst uns diesen Gedanken immer wieder durchspielen:
Was wäre wenn ab morgen diese Arbeit nicht mehr gratis geleistet würde?
Was würde sich für dich verändern? Als Mensch im Familienkontext, als Unternehmer als Politiker?
Was wäre der Impact in deinem Leben?
Eine Antwort
Ein sehr eindrucksvoller Artikel! Erschreckend, wie groß der Wert der unbezahlten Care-Arbeit ist und wie selbstverständlich sie oft erwartet wird.
Wir müssen wirklich darüber nachdenken, wie wir Care-Arbeit sichtbarer machen, richtig wertschätzen und auch monetär honorieren können.